Stadtwerke: Top oder Flop im Energiemarkt?

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Stadtwerke sind Versorgungsunternehmen, die im öffentlichen Auftrag für das Gemeinwohl tätig sind. Das Zusammenleben von Menschen erfordert Energie wie Strom oder Gas, Trinkwasser sowie Dienstleistungen wie Abwasserreinigung und Müllentsorgung. Diese lebenswichtigen Dinge werden als Leistungen zur Daseinsvorsorge zusammengefasst, die in jeder Stadt oder größeren Gemeinde zum kommunalen Angebot gehören. Hierzu wurden in Deutschland in der Vergangenheit kommunale Unternehmen gegründet, die die Infrastruktur für die Leistungen bereitstellten und die Versorgung der Bevölkerung mit Energie, Wasser und Dienstleistungen wie die Müllentsorgung oder den Personenverkehr übernahmen.
Letzte Aktualisierung : November 2022

Auch die Straßenbeleuchtung, öffentliche Bäder, Postdienste, Friedhöfe, Sporthallen, Krankenhäuser, kulturelle Einrichtungen und Bibliotheken gehörten zur Daseinsvorsorge. Diese Unternehmen erfüllten somit alle öffentlichen Aufgaben, die die Bürger nicht selbst für ihre Lebensbedürfnisse erbringen konnten. Da sie im 19. Jahrhundert meist in den Städten als kommunale Wirtschaftsbetriebe entstanden, nannte man sie zunächst „Stadtwerke“. Es gibt jedoch auch Neugründungen von Stadtwerken, vor allem in den östlichen Bundesländern nach der Wiedervereinigung.

 

Was sind Stadtwerke?

In der Vergangenheit hatten die städtischen Versorgungsunternehmen vielfältige Aufgaben, die sich nach dem kommunalen Auftrag richteten. Aus historischen Gründen übernahmen sie sämtliche Aufgaben, für die sonst niemand zuständig war, darunter etwa der öffentliche Verkehr, die Straßenbeleuchtung, die Friedhöfe, Hallen- und Freibäder, Müllabfuhr, Straßenreinigung und vieles mehr. Im Laufe der Zeit haben sich die Aufgaben bei den meisten öffentlichen Betrieben reduziert, wurden ausgelagert oder von Tochterfirmen übernommen.

Größere Betriebe sind vor allem in der Versorgung der Bevölkerung mit Gas und Strom tätig und bewirtschaften die Stromnetze. Außerdem fallen die Verkehrsbetriebe, die Stadtreinigung, die Trinkwasserversorgung, die Abwasserreinigung und die Abfallwirtschaft meistens in ihren Aufgabenbereich. Weitere mögliche Tätigkeitsgebiete sind Fernwärme, Schwimmbäder sowie Telekommunikationsdienste und Internet.

Welche Vorteile und Nachteile haben Stadtwerke?

Befindet sich die Energieversorgung in der öffentlichen Hand, dann profitiert die Region von dieser Konstellation, indem das Unternehmen den regionalen Arbeitsmarkt fördert. Auch das lokale Handwerk und regional ansässige Dienstleister können sich oft über eine sichere Auftragsvergabe freuen. Der Einfluss der Bevölkerung auf den Einsatz von Technologien, die Nachhaltigkeit und Klimaschutz fördern, ist durch Bürgerbeteiligung unter Umständen bei Stadtwerken größer.

  • Förderung des regionalen Arbeitsmarktes & der Wirtschaft
  • Förderung von Technologien, die Nachhaltigkeit und Klimaschutz fördern
  • Höhere Bürgerbeteiligung & Gemeindegefühl

Nachteilig wirkt sich für Stadtwerke aus, dass sie in vielen Bereichen weniger effizient arbeiten können, da sie oft schwerfälliger und weniger flexibel wirtschaften als privatwirtschaftlich organisierte Energieversorger. Diese können ihre Spezialisierung auf einzelne Gebiete besser nutzen, um so Effizienzgewinne zu erzielen. Gerade mit der Ausweitung der Digitalisierung und der Einführung von immer mehr komplexen IT-Prozessen bei Abrechnungen und Messungen haben Stadtwerke außerhalb von Ballungsgebieten oft Schwierigkeiten, genügend Fachkräfte zu finden.

  • Weniger flexibler und innovativer
  • Digitalisierung meist nicht vorangeschritten
  • Gerade in Ballungsgebieten Fachkräftemangel

Sind Stadtwerke nachhaltig?

Viele kommunale Betriebe kümmern sich bereits seit vielen Jahren intensiv um nachhaltige Energiewirtschaft, Klimaschutz und umweltschonende Techniken. Allerdings sind manche Bemühungen um Energieeinsparung, wie zum Beispiel Wärmedämmung an Gebäuden, mit wirtschaftlichen Einbußen für die Energieanbieter verbunden. Dadurch müssen sie genau wie Unternehmen des freien Marktes danach streben, neue Geschäftsfelder zu erschließen, ihr Angebot ständig zu erweitern und an die neuen gesellschaftlichen Bedürfnisse anzupassen. Bei einigen klappt das gut, wie z.B. bei enercity in Niedersachsen, da sich hier die Windenergie für den Ausbau anbietet. Bei Mainova in Hessen ist die Entwicklung von Konzepten zur Nutzung regenerativer Energien dagegen noch wenig fortgeschritten.

Doch auch, wenn ihre Verpflichtung auf das Gemeinwohl sie mitunter hemmt, sind die öffentlichen Energieversorger wichtige Treiber der Energiewende, wie eine Studie des Fraunhofer-Instituts konstatiert.

Finanzierung der öffentlichen Energieversorger

Die größten Einnahmen erzielen die Stadtwerke in den Sparten Strom und Gas sowie für den Netzbetrieb. Wasser und Abwasser, Transport und Verkehr sind weniger gewinnträchtig. Andere Sparten wie Kultur- und Sporteinrichtungen müssen oft sogar bezuschusst werden. Zukünftig werden sich diese Verhältnisse jedoch stark verschieben. Durch die starke Verteuerung von Gas und Strom sinkt die Gewinnspanne in diesem Bereich massiv.

Auch für die Netze werden weniger Einnahmen durch den Verlust von Netzlizenzen erwartet. Im öffentlichen Nahverkehr wurde während der Pandemie durch die sinkende Nachfrage ebenfalls weniger Gewinn erzielt. Die Stadtwerke müssen sich daher in den kommenden Jahren stärker auf Digitalisierung und regenerative Energiequellen fokussieren, um marktfähig zu bleiben.


 

Was machen Stadtwerke?

Ausrichtung am Gemeinwohl

Durch den kommunalen Auftrag, für das Gemeinwohl zu sorgen, war ihre Ausrichtung nicht in erster Linie profitorientiert, sondern zielte vor allem auf eine Verbesserung der Lebensverhältnisse der Bürger. Die Grundversorgung privater Haushalte mit Energie und Wasser wurde als Pflichtaufgabe der Daseinsvorsorge betrachtet und sollte zu erschwinglichen Preisen allen Einwohnern des jeweiligen Gebiets zur Verfügung gestellt werden. Diese wichtige Aufgabe wollte man nicht dem freien Markt überlassen, weshalb die städtischen Betriebe bis heute im öffentlichen Auftrag tätig sind und den kommunalrechtlichen Bestimmungen unterliegen. Ihre Organisation kann allerdings heute auch in privatwirtschaftlicher Hand sein.

Unterschiede zu anderen Energieanbietern

Im Vergleich mit privatwirtschaftlichen Anbietern bieten die öffentlichen Unternehmen in der Regel eine wesentlich breitere Palette an Dienstleistungen an. Da private Energieanbieter meist mit Blick auf einen einzelnen wirtschaftlichen Zweck gegründet wurden oder eine Sparte eines Stadtwerks übernommen haben, sind sie in der Regel weniger diversifiziert ausgerichtet. Kommunale Unternehmen sind dagegen meist immer noch breiter aufgestellt, auch wenn einzelne Sparten nach und nach privatisiert wurden. Sie arbeiten weniger profitorientiert, da sie sich stärker dem Gemeinwohl verpflichtet sehen, und ihre Betriebsorganisation orientiert sich im Allgemeinen am öffentlichen Dienst.
 

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Wie viele Stadtwerke gibt es in Deutschland?

Derzeit existieren etwa 940 deutsche Stadtwerke. Zählt man kommunale Wasserversorger dazu, sind es jedoch erheblich mehr. Es ist davon auszugehen, dass es etwa 1500 kommunale Energie- und Wasserversorger gibt.

Kanal Wasser

Die fünf größten deutschen Stadtwerke

Platz 1: Stadtwerke München GmbH (SWM), München

Die SWM erwirtschaften den größten Umsatz in Deutschland und nach eigenen Angaben auch in Europa. Sie beschäftigen ca. 10.000 Mitarbeiter und bieten Strom und Erdgas an und betreiben regenerative Energieerzeugung wie Geothermie und Photovoltaik.

⭐️ Platz 2: Stadtwerke Köln GmbH (SWK), Köln

Die SWK beschäftigen 12.500 Mitarbeiter und haben neben der Energie- und Wasserversorgung mehrere Tochterfirmen aus energiefremden Branchen, wie die Kölner Verkehrs-Betriebe, die Wohnungsgesellschaft der Stadtwerke und die Abfallwirtschaftsbetriebe Köln. Die RheinEnergie bietet Strom und Erdgas an und nutzt dabei zunehmend erneuerbare Energien wie Recycling-Wärme, Solarenergie und Windkraft.

⭐️ Platz 3: Thüga Holding GmbH & Co. KGaA, München

Die Thüga Holding GmbH & Co. KGaA ist ein Zusammenschluss von etwa 100 Stadtwerken im gesamten deutschen Bundesgebiet. Ursprünglich aus der 1867 in Gotha gegründeten Thüringer Gasgesellschaft entstanden, ist die Thüga damit das größte Stadtwerkenetz in Deutschland.

⭐️ Platz 4: enercity AG, Hannover

enercity ist ein öffentlicher Versorgungs- und Dienstleistungsunternehmen in Hannover, das von der Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft Hannover, der Thüga (24 Prozent) und der Region Hannover getragen wird. Hier wird besonders viel Windenergie genutzt: enercity gehört mit über 80 Windkraftanlagen zu den größten deutschen Ökostrom-Anbietern.

⭐️ Platz 5: Stadtwerke Frankfurt am Main Holding GmbH (SWFH), Frankfurt/Main

Die SWFH sind eine Holding mit Beteiligungen an Bäderbetrieben, Abfallentsorgung, dem öffentlichen Nahverkehr und dem Energie- und Wasserversorger Mainova, einem der größten deutschen Energieversorgungsunternehmen. Der Strom wird vorwiegend konventionell und durch Biomasse erzeugt.

Sind die Stadtwerke immer der Grundversorger in der Region?

Haushaltskunden haben grundsätzlich einen Anspruch auf die Versorgung mit Strom und Gas zu allgemeinen Bedingungen (Grundversorgung). Der Grundversorger ist das Energieversorgungsunternehmen, das im Netzgebiet jeweils die größte Anzahl von Haushaltskunden mit einem Verbrauch bis 10.000 kWh/Jahr beliefert. Zu den Haushaltskunden gehören:

  • Privatverbraucher
  • Gewerbekunden
  • Landwirte
  • Freiberufler

Meist ist dies der örtliche Netzbetreiber, es müssen aber nicht die Stadtwerke sein. Alle drei Jahre wird der Grundversorger von den Netzbetreibern neu festgelegt.


 

Wie teuer sind Stadtwerke?

Bei der Tarifsuche hilft Ihnen auch die Verbraucherzentrale.

Tarife (Arbeitspreis pro kWh) öffentlicher und privater Energieanbieter im Vergleich
Stadtwerke Arbeitspreis Energieanbieter Arbeitspreis
Stadtwerke Düsseldorf 28,60 ct/kWh Vattenfall 33,31 ct/kWh
Stadtwerke Flensburg 34,22 ct/kWh Eprimo 37,14 ct/kWh
Stadtwerke Duisburg 53,04 ct/kWh E.On 37,81 ct/kWh
Stadtwerke Münster 30,85 ct/kWh Eins Energie 30,38 ct/kWh

Was kostet 1 kWh Strom bei den Stadtwerken?

Die 5 größten Stadtwerke
Stadt Cent pro kWh
München Arbeitspreis: 47 ct
Köln Arbeitspreis: 28,68 ct
Thüga Arbeitspreis: 38,98 ct
Hannover Arbeitspreis: 38,59 ct
Frankfurt Arbeitspreis: 30,57 ct

Sind Stadtwerke teurer als herkömmliche Energieanbieter?

Nein, die Preise sind grundsätzlich sehr unterschiedlich, aber vergleichbar mit den privaten Anbietern.


 

Wie zufrieden sind Kunden mit den Stadtwerken?

Im Schnitt sehr zufrieden. Allerdings sind die Bewertungen so vielfältig wie die Angebote und Preise der Anbieter.

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Anbieter: RheinEnergie
Eine unkomplizierte und einfache Anmeldung sowie Strombestellung. Daumen hoch und weiter so. Vielen Dank.“ – Wolfgang Hübert

⭐️
Anbieter: Stadtwerke Karlsruhe
Kundenservice 4x angerufen und nur hingehalten, wurde kein Kunde, die haben wahrscheinlich genug!“ – Janos Szanto

⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Anbieter: Stadtwerke Flensburg
Bisher einer der besten Anbieter, den ich je hatte! Das Preis-Leistungsverhältnis ist wirklich einwandfrei. Der Service ist super, und bei meinen bisherigen Anliegen konnte mir direkt geholfen werden.“ – Steffanie

⭐️
Anbieter: Stadtwerke Pforzheim
Der Vertrag hat sich verlängert – aber der Lieferant macht keine Angabe über den neuen kWh-Preis. Das ist sehr unseriös, weil ich nicht weiß, ob der Lieferant im Nachherein mit Wucherpreisen aufwartet.“ – N.N.

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FAQ

Was kostet 1 kWh Strom in Karlsruhe?

Die Kilowattstunde in Karlsruhe kostet 35,73 Cent.

Was wird über die Stadtwerke abgerechnet?

Der Strompreis ist das Entgelt für die elektrische Energie, die der Verbraucher an der Entnahmestelle abnimmt. Die Kosten teilen sich in den Arbeitspreis pro kWh und den Grundpreis pro Jahr auf. Der Endpreis summiert sich aus den Erzeugungskosten, dem Entgelt für die Netznutzung und aus dem Vertriebsaufwand. Dazu kommen staatliche Abgaben und Stromsteuern sowie Umlagen. Die jeweiligen Anteile teilen sich wie folgt auf:

  • Netzentgelt 24 %
  • Transport, Verteilung des Stroms, Dienstleistungen (z.B. Messungen und Messstellenbetrieb)

  • Strombeschaffung, Service und Vertrieb 25 %
  • Einkauf und/oder Stromerzeugungskosten, Service und Vertrieb

  • Abgaben, Steuern und Umlagen 36 %
  • z.B. EEG-Umlage und Stromsteuer

Wieviel kostet 1 kWh Strom 2021 bei den Stadtwerken?

Der Arbeitspreis pro kWh variiert bei den unterschiedlichen Stadtwerken zwischen 26 Cent und 38 Cent.

Aktualisiert am 2 Dez, 2022

anh

Content Managerin

Nach ihrem Abschluss ist Anh als Content Managerin bei papernest eingestiegen. Ihr Ziel ist es, mit ihren Artikeln den Lesern*Innen einen Überblick über den deutschen Energiemarkt und dessen Entwicklungen zu verschaffen.

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